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Innovationsmanagement: 5 Tipps, wie Unternehmen und Teams eine Innovationskultur etablieren können
05.04.202211. März 2022 VON JANA KOCH | CMO YOUNITED
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Wie oft hören Sie in ihrem Geschäftsalltag die Buzzwords Wandel und Disruption? Dies sind in der heutigen Welt ernstzunehmende Faktoren mit Blick auf die Unternehmensstrategie. Ganze Branchen und ihre Technologien entwickeln sich rasant weiter und müssen sich den gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Veränderungen anpassen, um weiterhin bestehen zu können. Vor allem die weltweite Corona-Pandemie hat Unternehmen gezeigt, wie flexibel ihre Geschäftsmodelle sein müssen, um sich einem neuen Nutzerverhalten schnellstmöglich anpassen zu können. Aber auch die Digitalisierung ist für einige Unternehmen und ganze Branchen weiterhin eine Herausforderung. Etablierte Prozesse, die sich oftmals über Jahrzehnte bewährt haben, müssen grundlegend neu gedacht werden. Um diesen unternehmerischen Wandel voranzutreiben, hilft Innovationsmanagement dabei, Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle proaktiv zu verbessern, zukunftsfähig zu machen und insbesondere wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch was genau macht Innovationsmanagement aus? Was sind die Vorteile? Und wie etabliert man eine Innovationskultur im eigenen Unternehmen?
Innovation als Treiber der Wirtschaft und der Unternehmenskultur
Jedes Unternehmen strebt nach dauerhaftem Erfolg, sowohl wirtschaftlich als auch personell. Doch selbst Marktführer haben es teilweise verschlafen, ihre Geschäftsmodelle um- und weiterzudenken. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Kodak. Das weltweit bekannte Unternehmen für fotografische Ausrüstung hatte es schlichtweg verschlafen, die Zeichen der Digitalisierung rechtzeitig und konsequent zu deuten. Das Resultat: Einbruch an der Börse, Entlassung von zahlreichen Angestellten sowie die komplette Aufgabe des ehemaligen Kerngeschäfts mit dem Verkauf der Fotofilmproduktion. Obwohl es namhafte Beispiele wie diese gibt, ist es überraschend, dass sich viele deutsche Unternehmen noch immer dem Wandel verschließen. Warum ist das so? Solange eine Firma ein profitables Geschäftsmodell vorzuweisen hat, scheut man sich vor einem Vorstoß in neue Produkte und Geschäftsmodelle. Die Veränderung oder komplette Umstellung der Unternehmensstrategie ist mit vielen einzelnen Schritten verbunden, die Mut erfordern. In Deutschland herrscht leider noch eine tiefgreifende Angst vor dem Scheitern in vielen Unternehmen. Diese Angst ist bei deutschen Entscheidungsträger:innen oftmals mit Misserfolg verbunden. Dieses kulturelle Mindset sorgt dafür, dass Innovationsmanagement in Deutschland noch ein recht neues Phänomen ist, das sich langsam, aber kontinuierlich in verschiedenen Branchen durchsetzt.
Neben den wirtschaftlichen Faktoren wirkt sich Innovationsförderung auch positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung aus. Mitarbeiter:innen in einem zukunftsfähigen Unternehmen wollen sich weiterentwickeln, Ideen einbringen und die Freiheit für unternehmerisches Handeln haben. Wenn sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen können oder die Unternehmensstrukturen keine Möglichkeiten für berufliche Entfaltung bieten, ist für viele ein Jobwechsel naheliegend. Bei dem aktuellen Fachkräftemangel in vielen deutschen Branchen ein fatales Szenario. Im Bereich Innovation müssen sich vor allem große Unternehmen gegenüber neuen Playern beweisen. Für Start-ups ergibt eine eigene Innovationsabteilung aus Budget-Perspektive meist wenig Sinn, der Fokus sollte stattdessen auf dem Aufbau eines stabilen Kerngeschäfts liegen, das ab der Gründung zukunftsweisend ausgerichtet sein muss. Große Unternehmen müssen hingegen interne Strukturen schaffen, die mit Budget und Ressourcen verbunden sind, um Innovationsmanagement glaubwürdig und aktiv umsetzen zu können. Mit den folgenden Tipps zeigen wir, wie man im eigenen Unternehmen eine Innovationskultur etablieren kann:
Formate und Räume für Innovation schaffen
Das Innovationsmanagement besteht aus drei Säulen. Die erste befasst sich mit der Ideenfindung bzw. -generierung. Dabei ist das wesentliche Ziel, dass frühzeitig Ideen und Impulse zu den eigenen Problemen und denen der eigenen Zielgruppe entstehen. Das bestehende Wissen und die Erfahrung im eigenen Unternehmen sollten hierbei voll ausgeschöpft werden. Dafür ist es wichtig, dass die Projektmitglieder durch verschiedene Formate neue Ideen generieren können. Das bedeutet auch, sie an die Hand zu nehmen, individuelle Stärken zu berücksichtigen, kreative und auch branchenübergreifende Ideen zu belohnen.
Hierfür ist es unabdingbar, auch einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Dazu gehört es auch, neue Tools und Formate innerhalb des Innovationsmanagements kennen zu lernen. So kann ein „Lean Canvas“ oder Rapid-Prototyping dabei helfen, eine Idee zu strukturieren und auf Vollständigkeit zu prüfen. Auch das Team mit neuen Technologien, die aktuell in der jeweiligen Branche noch nicht genutzt werden, in Kontakt zu bringen, kann große Potenziale aufzeigen. So kann beispielsweise Virtual Reality, Quanten Computing oder auch Autonomes Fahren neue Denkanstöße in der Finanzbranche liefern. Das Verknüpfen von unterschiedlichen Branchen und Geschäftsfeldern, um Synergiepotenzial zu entdecken, darf man also nicht vernachlässigen. Eine stetige Beobachtung, was der der Markt zu bieten hat, welche Trends sich abzeichnen und was man daraus auf die eigene Abteilung oder das eigene Unternehmen anwenden kann, muss zum Alltag eines jeden Innovationsmanagements gehören.
Basierend auf diesen neuen Impulsen können im Anschluss Workshops und Tools angeboten werden, die den Mitarbeiter:innen die Möglichkeit geben, innovativ nach Lösungen zu suchen. Je nach Größe und Komplexität des Problems können die Ideen von Einzelpersonen oder gleich von größeren Projektteams erarbeitet werden. Große Unternehmen und Konzerne können dabei noch einen Schritt weiterdenken und für diese Formate ganz gezielt einen oder mehrere Innovationstage im Jahr einführen, bei denen alle oder zumindest ein Großteil der Mitarbeiter:innen eingebunden wird.
Wer langfristig für Innovation sorgen möchte, sollte ein dauerhaftes Screening des Marktes und seiner Entwicklung in Form eines „Innovationsradars“ einrichten. Dieses analysiert und beobachtet neue Ideen, prüft wie marktnah oder -fern sie sind und in welchem Entwicklungsstadium sie sich befinden, also ob sie noch in der Forschung oder bereits in der Produktentwicklung sind. Es kann sich bei dem Radar um eine gekaufte oder intern entwickelte Lösung handeln. In der Eigenentwicklung beschäftigen sich Mitarbeiter:innen nicht nur punktuell, sondern dauerhaft mit Innovationen. Somit gewinnt man Inspiration von außen und schafft gleichzeitig ein Radar, der passgenau auf das eigene Unternehmen und dessen Zielgruppe zugeschnitten ist.
Was sich in den vergangenen Jahren bewährt hat, ist außerdem die Zusammenarbeit zwischen großen Unternehmen und Start-ups. Beide Parteien können durch Formate wie Hackathons oder Accelerator-Programmen aufeinandertreffen, voneinander lernen und profitieren. Dies zahlt sich insbesondere aus, wenn es einen branchenübergreifenden Fokus gibt. Dabei bringen die Start-ups frische, kreative Ideen und neue Blickwinkel mit, denn sie probieren mit hoher Geschwindigkeit stetig Neues aus. Entscheidend für den Erfolg einer solchen Kollaboration mit jungen Unternehmen ist, dass ihnen großes Vertrauen geschenkt wird und genügend Freiraum für kreatives Wachstum erhalten bleibt. Im Kontrast dazu bringen größere Unternehmen mehr Kapital, einen großen bestehenden Kundenstamm und eine breitere Expertise für Prozesse und Regulatorik mit, um ihre neuen Partner zu unterstützen. Bei solchen Formaten und Veranstaltungen entdecken sie nicht nur Investitionsmöglichkeiten, sondern auch frische Lösungen für die eigenen Pain Points und die der eigenen Zielgruppe. Das eigene Geschäftsmodell auch als etablierter Player im Austausch immer wieder mutig zu hinterfragen und neuen Ideen gegenüberzustellen zahlt sich aus. Es bietet die Chance, echtes Innovationspotential zu entdecken, Konkurrenten auszuhebeln und langfristig eine führende Marktstellung einzunehmen, statt das eigene Produkt von der Zeit überholen zu lassen.
Eine Idee bedeutet nicht Innovation
Die Krux beim Innovationsmanagement ist die Evaluation und Auswahl von neuen Ideen. Denn nicht jede Idee hat das Potenzial, eine echte Innovation zu werden. Innovation bedeutet, dass es einen Mehrwert für Kund:innen und das Unternehmen gibt, der sich letztendlich positiv im Umsatz widerspiegelt. Um herauszufinden, ob eine Idee das Potenzial zur Innovation hat, bedarf es einer genauen Analyse und Bewertung – der zweiten Säule des Innovationsmanagements. Die gesammelten Impulse müssen geclustert und evaluiert werden. Für die Bewertung der Ideen sollten bereits im Anfangsstadium Mitarbeiter:innen und Kund:innen involviert werden. Der Erfolg einer Innovation ist hauptsächlich von den Kund:innen abhängig. Diese geben darüber Aufschluss, ob das Problem für den Kunden oder die Kundin tatsächlich existiert und relevant ist oder er/sie bereits eine alternative Lösung nutzt, die ihm/ihr ausreicht und das Produkt somit überflüssig macht.
Im nächsten Schritt kann ein Prototyp die innovative Idee greifbarer machen und einen ersten Kontakt mit der Zielgruppe ermöglichen. Hilfreich ist dabei insbesondere ein sehr früher Prototyp, beispielsweise eine vorläufige, unvollständige Zeichnung auf Papier. Denn dies ermöglicht eine erneute Validierung des Problems aus Kundensicht und gibt Kund:innen die Möglichkeit, die Idee selbst auszugestalten und weiterzudenken, anstatt sich auf einzelne, bereits ausgereifte Features zu konzentrieren. Dieses ehrliche und umfangreiche Feedback ist hilfreich, um das volle Potenzial der Idee zu entfalten und sie in die richtigen Bahnen zu lenken. Von Unternehmensseite ist es entscheidend, dass dieser erste direkte Kontakt auch von den Projektmitarbeiter:innen selbst aufgenommen wird, da sie die Kundenideen in Zukunft direkt mit in die weitere Ausgestaltung einfließen lassen können. Anstatt nur die Auswertungen eines Marktforschungsinstituts mit einzubeziehen, werden Kundenmeinungen so direkt aufgenommen und bereichern das Projekt um echte Emotionen und kundennahe Lösungen, anstelle von reinen Daten und Fakten auf dem Papier.
Innovation kontinuierlich weiterdenken
Wenn die Idee positiv bewertet wurde, ist der letzte Schritt die konkrete Umsetzung. Diese bedarf einer kompletten Rückendeckung der Geschäftsführung. Das bedeutet konkret, auf der Suche nach Innovationen auch bewusst Fehler zu machen zu dürfen und aus ihnen zu lernen, denn auch aus jedem gescheiterten Projekt lassen sich wichtige Schlüsse ziehen. Damit implementiert man eine offene Fehlerkultur im eigenen Unternehmen. Die Mitarbeiter:innen sollten ermutigt werden, Neues auszuprobieren und falls nötig auch zu scheitern, anstatt weiter ressourcenintensiv darum zu kämpfen, dass eine bestimmte Idee von der Zielgruppe angenommen wird. Nicht jede Idee ist ein Erfolgsgarant, von 10 guten Lösungen schafft es am Ende vielleicht nur eine einzige in die Umsetzung. Hierfür braucht es von Unternehmensseite eine große Menge Akzeptanz, Toleranz und Vertrauen. Das Innovationsteam darf nicht nach einer gescheiterten Idee in Frage gestellt werden, vielmehr müssen schon am Anfang klare Ziele definiert werden, die auch Raum für Scheitern und Lernerfahrungen gibt. Auch der Weg über einen Spin-Off kann gewählt werden, um diese Freiheiten zu sichern.
Zudem ist es wichtig, dass die Ergebnisse intern und extern sichtbar gemacht werden. Dann werden positive Beispiele zudem dafür sorgen, dass Innovationskultur im Unternehmen ernstgenommen, greifbar und aktiv gelebt wird. Unternehmen sollten dafür sorgen, dass Innovationsmanagement kontinuierlich gelebt wird, und Ideen stetig generiert und weiterentwickelt werden. Denn die Digitalisierung und die Pandemie haben uns gezeigt: Stillstand und Ausruhen ist für Unternehmen heutzutage nicht mehr möglich. Um am Puls der Zeit zu bleiben und Kund:innen moderne, ihren Bedürfnissen entsprechende Produkte anbieten zu können, muss ein Unternehmen immer zwei Schritte vorausdenken und für alle Eventualitäten gewappnet sein.
Um eine entsprechende Innovationskultur zu etablieren, die genau dabei hilft, können folgende fünf Tipps verfolgt werden:
1) Zu Beginn sollte sich jedes Unternehmen und jede:r Entscheidungsträger:in darüber im Klaren sein, was das Ziel des Innovationsmanagements sein soll. Welche Erwartungshaltung hat die Führungsebene? Welches Budget und weiteren Ressourcen, wie Kapital, Tools und Netzwerke können dem Team zur Verfügung gestellt werden? Welche Probleme müssen gelöst werden.
2) Im Innovationsmanagement gibt es keine goldene Mitte, kein „One size fits all“-Modell. Vielmehr muss jedes Unternehmen, basierend auf den eigenen Zielen, für sich die richtigen Tools, Methoden und Formate finden.
3) Innovation entsteht nicht von allein. Die Teams müssen unterstützt, teilweise an die Hand genommen und an die Themen herangeführt werden. Ein paar erste Ansatzpunkte und Schritte vorzustellen, gibt Inspiration und entfacht Diskussion. Entsprechende Formate helfen den Mitarbeiter:innen dabei, innovative Ideen zu fördern und ihre Perspektive über das Daily Business hinaus zu erweitern.
4) Beim Innovationsmanagement sollte nie die Zielgruppe aus den Augen verloren werden. Die Kundensicht sollte dementsprechend immer die Grundlage für jedes neue Produkt und jede Dienstleistung darstellen. Regelmäßiges Kundenfeedback muss konstant in die Produktausgestaltung mit einfließen.
5) Echter Einsatz und ehrliches Engagement der oberen Führungsebene bietet die Grundlage für den Erfolg. Sie müssen mit Begeisterung hinter dem Thema stehen. Dafür bedarf es einer notwendigen Fehlerkultur und einer großen Menge Offenheit für neue Ideen, auch wenn sie das eigene Geschäftsmodell herausfordern oder sogar kannibalisieren.
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